Burano

Burano

Lustig leuchten bunte Klötzchen übers Wasser, und voller Vorfreude schnattern die asiatischen Touristen am Vaporetto. Sie werden nicht enttäuscht, die kleine, bunte Schwester von Venedig verströmt unbeschwerte Idylle – auf den ersten Blick. Die Menschen in ihren farbenfrohen Schuhschachteln sind aber alt geworden, mit den Kunsthandwerksläden oder den Souveniershops fangen sie wenig an.

Mit jedem ablegenden abendlichen Linienboot wird es leerer in dem Dörfchen. Viele Häuser stehen zum Verkauf, die letzten Fischer haben längst ihre Netze eingeholt, die berühmten Stickereien kommen heute aus Asien. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass die Fassade frisch gestrichen wird: Burano, dieses entzückende Kleinod, wirkt plötzlich noch trauriger als das ebenso ausblutende Venedig, es scheint, als hätte es sich ein unangemessen fröhliches Totenhemdchen übergeworfen.

Damien Hirst

Damien Hirst

„Treasures from the Wreck of the Unbelievable“ – das Konzept: ein Schiff, die „Unglaubliche“, ist vor 2000 Jahren gesunken, und mit ihr jede Menge Kunstschätze. Damien Hirst hat sie gefunden und geborgen. Angeblich…

Mit seiner Ausstellung in Venedig hat Hirst eine unfassbare Kitschorgie produziert. Der einzige Trost ist, dass der ganze Ramsch in den Foyers von arabischen Hotels und Palazzi von Oligarchen landen wird und der Normalsterbliche ihn nicht mehr ertragen wird müssen. Vielleicht schmücken auch ein paar Russen ihre Yachten damit, dann besteht zumindest die Chance, dass der Dreck endgültig dorthin versinkt, wo er angeblich herkommt.

Kein Klischee wird ausgelassen, schamlos wird in die Weltkunstgeschichte gegriffen und die kunsthistorischen Beschreibungen gleich selbst dazuerfunden. Von Balinesischen Masken über Ägyptische Sphingen bis zu pseudogriechischen Statuen in sonder Zahl; bei den Damen wurde auf kein anatomisches Detail vergessen, die Erotik soll ja auch nicht zu kurz kommen.

Wie sehr Hirst Unternehmer ist, sieht man daran, dass es Objekte in allen Größen ebenso gibt wie in mehreren Farben, passend zu jeder Oligarcheneinrichtung in Bronze, Silber und Gold. Die Jahre bis zur Pension wird er davon leben, die Trümmer zu verscheppern. Vorher anschauen muss man sie sich aber nicht wirklich.

https://www.artnews.com/artnews/news/a-disastrous-damien-hirst-show-in-venice-8262

2017 in Venedig (Fotos); Zeichnungen zum Projekt sieht man bis 12. Oktober 2025 in der Wiener Albertina Modern:

https://www.albertina.at/albertina-modern/ausstellungen/damien-hirst