Lustig leuchten bunte Klötzchen übers Wasser, und voller Vorfreude schnattern die asiatischen Touristen am Vaporetto. Sie werden nicht enttäuscht, die kleine, bunte Schwester von Venedig verströmt unbeschwerte Idylle – auf den ersten Blick. Die Menschen in ihren farbenfrohen Schuhschachteln sind aber alt geworden, mit den Kunsthandwerksläden oder den Souveniershops fangen sie wenig an.
Mit jedem ablegenden abendlichen Linienboot wird es leerer in dem Dörfchen. Viele Häuser stehen zum Verkauf, die letzten Fischer haben längst ihre Netze eingeholt, die berühmten Stickereien kommen heute aus Asien. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass die Fassade frisch gestrichen wird: Burano, dieses entzückende Kleinod, wirkt plötzlich noch trauriger als das ebenso ausblutende Venedig, es scheint, als hätte es sich ein unangemessen fröhliches Totenhemdchen übergeworfen.

