Denkmäler der Bequemlichkeit

Denkmäler der Bequemlichkeit

Im hügeligen Lissabon fahren die kleinen Straßenbahnen wie Tobbogans durch die Gassen der Alfama, und wo es ihnen zu steil wird, helfen die Elevadores: uralte Standseilbahnen, die durch tief eingeschnittene Schluchten von Altstadthäusern nach unten sinken. Die Reise ist kurz, erfolgt aber ohne Hast; vor allem nachts ist das Bild magisch, wenn das Licht aus den Waggons über die Fassaden huscht, während außer leisem rumpeln wenig zu hören ist – der Motor summt diskret, ein wenig quietschen in einer Kurve, das Sicherheitsseil zwischen den beiden Wagen schabbelt ein wenig in der Stahlrille. Im Licht der Laternen laufen die Schienen wie Bäche aus Quecksilber in die dunkle Nacht.

Als Freund historischer Technik erinnern mich derartige Bahnen an eine Vergangenheit ohne Hektik; bei meinem Besuch 2001 hatten die Maschinisten immer genug Zeit, zwischen zwei Fahrten in aller Ruhe den selbstgegrillten Steckerlfisch zu genießen. So kurz die Fahrt war, so selten fand sie statt, aber in Europas romantischem Westen ist vieles anders organisiert als in den auf Effizienz gepolten Städten unserer Gegend.

Nun geschah die Katastrophe: Beim berühmtesten Elevador riss das Seil, die Bremsen versagten, der über hundert Jahre alte Wagen raste den Abhang hinunter und schlug in ein Haus ein – das Fahrzeug zerfiel laut Augenzeugen wie ein Pappkarton, etwa 17 Menschen starben. Nun stehen die Elevadores still; ob diese Denkmäler der Bequemlichkeit ihre geruhsamen Fahrten nach der Tragödie wieder aufnehmen werden ist ungewiss.

Weitere Fotos und Videos: https://www.tramway.at/lissabon/elevadores.html

„We choose to go to the Moon“

„We choose to go to the Moon“

Es war eine von Präsident Kennedys mitreißenden Reden, 1962, nur 35 Jahre nach dem ersten Nonstop-Flug Charles Lindberghs von New York nach Paris:

„We set sail on this new sea because there is new knowledge to be gained, and new rights to be won, and they must be won and used for the progress of all people.“ – damals war Amerika der strahlende Leuchtturm des Fortschritts im Dunkel der europäischen Nachkriegszeit, und es gab nur ein einziges Ziel: die Zukunft.

„We choose to go to the Moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard“: dieser Mut, dieser Erfindungsreichtum, dieser Zukunftsglaube hat die westliche Welt damals beflügelt.

„For the eyes of the world now look into space, to the moon and to the planets beyond, and we have vowed that we shall not see it governed by a hostile flag of conquest, but by a banner of freedom and peace“. Und tatsächlich, nur sieben Jahre später gelang der größte technologische Triumph der freien Welt. Noch wichtiger als die Fußabdrücke in Mondstaub ist aber ein Foto: die Erde in ihrer ganzen zarten Schönheit über dem trostlos-kalten Mondhorizont. Man steigt auf Berge, um ins Tal zurück zu sehen – die Astronauten haben das Weltall bereist und die Erde gefunden. Und so ist dieses Bild für mich persönlich viel eindrucksvoller, viel berührender als irgendwelche mitgebrachten Mondsteine:

Es ist unsere Heimat, wunderschön und verletzlich.

Wir sollten besser auf sie aufpassen.