Wie André Heller die Welt bezaubert

Wie André Heller die Welt bezaubert

Gerade wurde André Heller 78 Jahre alt, ein Mann, der wie kein anderer mein Leben inspiriert hat. Er wurde von der Wiener Kulturmischpoche lange nicht ausreichend ernst genommen, dabei hat sein liebevoll-amateurhafter Zugang mehr Menschen begeistert als alle Neider zusammen. Ich wurde auf ihn aufmerksam, als er mit „Flic-Flac“ erstmals vergessene Künste neu belebte; leider hatte ich damals kein Geld, die Vorstellungen zu besuchen, ebenso undenkbar war eine Reise zum Feuertheater nach Lissabon. Aber: Sein Wille zur Verwirklichung um jeden Preis hat mich angesteckt.

1987 erreichte mich ein Anruf, ein Glückszufall wie so oft: Eine Wiener Messebaufirma konstruierte Jahrmarktstandln, ich sollte die Aufbauanleitungen dafür zeichnen – es war ein von Heller organisierte Kunstrummelplatz, ich arbeitete mich durch Stangen, Planen, Verspannungen. Inkludiert war eine Reise nach Hamburg, wo all dies erstmals aufgestellt wurde, und ich fand mich bei „Luna Luna“ wieder. Hier wurde ich erstmals mit Künstlern wie Attersee, Topor oder Brus konfrontiert und sofort robust bezaubert, auch wenn vor fast 40 Jahren nicht absehbar war, dass Keith Haring (ich traf ihn im U4) zum Weltstar oder Jean-Michel Basquiat (leider bald verstorben) zum weltweit teuersten Künstler werden sollte.

Die damals schlicht naive Freude an alledem ist bis heute Basis meiner Liebe zu moderner Kunst. Ebenfalls bis heute sind Hellers Verwirklichungen Ansporn für meine Arbeit: immer neues zu probieren, „just do it“ – als Designer, Architekt, Galerist, Künstler, Fotograf und Autor, und wer weiß, was noch alles kommt.

Luna-Luna verschwand nach Rechtsstreitigkeiten für Jahrzehnte in Containern. Die Idee, die höchstkarätige Kunstattraktion in Wien aufzustellen, scheiterte an der provinziellen Politik. Aber jetzt: Endlich kommen die Schätze wieder ans Licht, endlich wurden die 44 in Texas gelagerten Container wieder geöffnet, endlich die Attraktionen in Los Angeles und New York wieder gezeigt. Eine Weltournee folgt vielleicht.

„Sich lernend verwandeln“: Diesen Rat hat mir André Heller gegeben, ich habe ihn befolgt, und es ist eines der besten möglichen Lebenskonzepte. Möge er hundertzwanzig Jahr‘ alt werden!

https://lunaluna.com