Squid Game und Ricardo Bofill

Die koreanische Fernsehserie Squid Game spielt mit dem Kontrast von kindlich-lieblichen Sets und brutaler Handlung. Für das Filmset gibt ein reales Vorbild: Der Wohnkomplex „La Muralla Roja“, die rote Mauer, steht an der Mittelmeerküste nahe Alicante in Spanien. Den Ort zu besuchen gelang mir noch nicht, in Barcelona steht allerdings ein ähnliches Gebäude: „Walden 7“ von 1975. Es ein Haus wie ein Bienenstock oder wie ein gigantisches Pueblo, ich hatte den Eindruck einer dreidimensionalen Dorfgemeinschaft. Trotz der modularen Bauweise wirken die immer unterschiedlichen Räume, Brücken und Balkone menschlich – auch durch die Wahl von warmen Farbtönen und Ziegeln als Oberflächen.

Unmittelbar neben Walden 7 ist das alte Zementwerk, das Bofill gekauft und zu seinem Atelier gemacht hat: von den höchsten Etagen des Wohnexperiments sieht man auf die üppig begrünten Dächer des „Taller de Arquitectura“ die endgültige Fertigstellung des immer noch laufenden Umbaus hat er nun nicht mehr erlebt.

Später verloren seine Bauten ihre verspielte Unschuld. Mit Großprojekten wie dem Palacio d’Abraxas in den Pariser Vororten oder dem Antigone-Viertel in Montpellier schuf er zwar weitere Instagram- oder Filmtaugliche Kulissen („Brazil“, „Hunger Games“), die menschlichen Dimensionen gingen aber verloren.

Arte hat eine schöne Hommage an den Architekten produziert:
https://www.arte.tv/de/videos/117329-001-A/in-spanien-ricarco-bofill-sprengt-den-rahmen/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert