„Das Paris des Ostens“ wird Budapest genannt, und tatsächlich wirkt die Stadt mit ihren Boulevards auf der Pester Seite wie eine Mischung aus Wien und Paris. Dabei wurde billig und dicht gebaut: Auch wenn die historisierenden Fassaden denen in Wien sehr ähnlich sehen, ist der innere Grundriss der Häuser und die Erschließung völlig anders.
Der 2. Weltkrieg war der Beginn des Verfalls der Stadtsubstanz. Durch die weitgehende Eliminierung der jüdischen Bevölkerung und die Verstaatlichung des Wohnungsbestandes wurden die großzügigen bürgerlichen Wohnungen meist in kleinere Einheiten neu aufgeteilt.
Durch die jahrzehntelang fehlende Sanierung des Bestandes wirkt Budapest noch heute wie Wien in den 1980er Jahren; häufig trifft man beim Flanieren durch die homogenen Gründerzeit-Häuserschluchten hinter schwarzen Fassaden auf Stiegenhäuser, die seit ihrer Erbauung noch nie neu ausgemalt wurden. Oft fühlen sich diese Bauwerke an wie vergessene Lost Places, still, verfallen und verlassen – bis dann, wenn das Ganglicht ausgeht und sich die Augen ans Halbdunkel gewöhnt haben, prachtvoll-bunte Glasfenster aufglühen und die vermeintliche Ruine zu einem verwunschenen Palast verzaubern.
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