Es war die Epoche absoluter Sicherheit, wie Stefan Zweig in „Die Welt von Gestern“ schreibt – unter der Oberfläche brodelte es aber, und kraftvoll emanzipierte sich eine Generation junger Architekten vom schwerfälligen Stil des 19. Jahrhunderts.
Das frische Denken der Jahrhundertwende-Künstler fegte das hohle Pathos des Historismus hinweg. In der Spätphase des Habsburgerreichs, in einem Vielvölkerstaat, der stärker integriert war als die heutige Europäische Union, waren die Künstler gut vernetzt und die Konkurrenz groß – so kam es zu einer letzten Blüte von Architektur und Kunsthandwerk, bevor die Katastrophe des Ersten Weltkrieges diese „Welt von Gestern“ mit all ihrer Vielfalt und Individualität auslöschte.
Heute glüht in Budapest das Gold der Jugendstilbauten noch prachtvoller als in der Haupt- und Residenzstadt Wien. Wie so oft wurde im reichen Wien wesentlich mehr achtlos vernichtet als in den anderen Hauptstädten der Donaumonarchie. Manches wurde in Budapest erhalten und restauriert, vieles dämmerte aber aus Geldmangel jahrzehntelang dem Verfall entgegen, bevor es in den letzten Jahren wieder auferstehen konnte – liebevoll neu belebt, geschmackvoll renoviert.
Das Buch „Jugendstil in Budapest“ zeigt die Vielfalt der zu wenig bekannten Baukünstler wie Ödön Lechner, Béla Lajta oder Albert Kálmán Kőrössy, sorgfältig und aktuell fotografiert zwischen Sommer 2023 und Frühling 2024.
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